Eine dänische Studie hat sich mit den Risiken von Diclofenac befasst und ist zu bedenklichen Ergebnissen gekommen. Das rezeptfreie Schmerzmittel ist wohl gefährlicher als bisher gedacht. Nun fordern die Wissenschaftler, das Mittel der Rezeptpflicht zu unterstellen.
Risiken von Diclofenac
Wenn man in der Apotheke ein Schmerzmittel rezepfrei kaufen kann, geht man eigentlich davon aus, dass es keine relevanten Risiken hat. Erst vor kurzer Zeit hat die Stiftung Warentest die gängigsten rezeptfreien Schmerzmittel unter die Lupe genommen. In Hinblick auf die Wirkung konnten alle getesteten Präparate überzeugen, so auch der Entzündungshemmer Diclofenac. Eine Studie der Universität Aarhus in Dänemark kam jedoch zu einem anderen Ergebnis. In der Tat ist das Risiko-Nutzen-Verhältnis bei diesem Wirkstoff eher negativ. Man fand heraus, dass schon nach einem Monat dauerhafter Einnahme das Risiko, einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu erleiden, deutlich erhöht ist. Im Vergleich zur Kontrollgruppe hatten die Patienten, die mit Diclofenac behandelt worden waren, ein um 90 Prozent erhöhtes Herzinfarktrisiko. Das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, stieg um 60 Prozent.
Darüber hinaus hat die Studie gezeigt, dass Diclofenac für die Schleimhäute des Magens und des Darms sehr viel schlechter verträglich ist als etwa Ibuprofen oder Paracetamol. Das Team um Morten Schmidt fordert nun, dass das Mittel in Zukunft nur noch auf Rezept erhältlich sein sollte. Unterstützung dürfte er von der europäischen Arzneimittelagentur erhalten. Diese hatte bereits vor einigen Jahren ernste Bedenken über Diclofenac geäußert.
Diclofenac wurde in den 1960er-Jahren entwickelt. Es gehört zu den nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR). Lange Zeit galt es als harmlos. Erst als 2004 der COX2-Inhibitor Rofecoxib vom Markt genommen werden musste, weil er in einer Studie zu einem Anstieg von Herzinfarkten, Angina pectoris und Schlaganfällen geführt hatte, gerieten auch andere NSARs in Verdacht. Diclofenac ist insofern ein Sonderfall, als seine Halbwertszeit mit 1 bis 2 Stunden recht kurz ist. Für eine effektive Linderung der Schmerzen muss man es also im Verlauf eines Tages mehrfach einnehmen, wodurch sich die Risiken stark erhöhen.
Trotzdem kein Grund zur Panik
Für Menschen, die nur gelegentlich eine Tablette mit diesem Wirkstoff nehmen, ist es jedoch nicht nötig, in Panik zu verfallen. Das absolute Risiko, dass man nach der Einnahme des Mittels innerhalb der nächsten 30 Tage einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall erleidet, liegt bei lediglich 0,1 %. Nimmt man es aber häufiger, wäre es gut, in Absprache mit einem Arzt auf ein anderes Präparat umzusteigen.